H. von Sankt Viktor: Über die Heiligtümer des christlichen Glaubens

Titel
Über die Heiligtümer des christlichen Glaubens.


Autor(en)
von Sankt Viktor, Hugo
Erschienen
Münster 2010: Aschendorff Verlag
Anzahl Seiten
697 S.
Preis
ISBN
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Alois Steiner

Das Leben Hugos von Sankt Viktor, Theologe und Universalgelehrter (geboren am Ende des 11. Jahrhunderts und gestorben am 11. Februar 1141 in St. Viktor, Paris) ist nur ungenügend bekannt. Er stammt aus Sachsen und tritt ungefähr um 1113 bei den Augustinerchorherren von St. Viktor in Paris ein und gilt als Schüler Wilhelms von Champeaux (+1121), des Gründers von St. Viktor im Jahre 1108 und späteren Bischofs von Châlons-sur-Marne. Neben Bernhard von Clairveaux (+1153) war Hugo eine der bedeutendsten Gestalten des 12. Jahrhunderts. Um 1125 wirkte er als Lehrer an der offenen Schule in St. Viktor, spätestens 1133 als deren Leiter. Für die Historiographie und die Geschichtstheologie des Mittelalters war Hugos Denken von grossem Einfluss. Aufgrund seines richtungweisenden theologischen Argumentierens wurde er sogar als neuer Augustinus bezeichnet.

Der merkwürdige Ausdruck «Heiltum» im Titel des vorliegenden Werks bedeutet «Zeichen einer heiligen Sache» und wurde gewählt, weil heute das Wort «Sakrament» eingeschränkt auf die sieben Sakramente verstanden wird. Diese enge Bedeutung hatte es zur Zeit Hugos von Sankt Viktor nicht. Das Wort «Heiltum» wurde in früherem Deutsch durchaus auch für die Eucharistie gebraucht, etwa für die Hostie in der Monstranz, aber auch in einem weiteren Sinne für die Lesung der Heiligen Schrift.

Das Buch über die Heiltümer des christlichen Glaubens ist aus Vorlesungen herausgewachsen (33) und enthält in seinem ersten Teil die Geschehnisse vom Beginn der Welt an bis zur Inkarnation des Herrn; der zweite Teil von der Inkarnation bis zur Zeit der Wiederkunft Christi und der Erneuerung der Welt. Die Welterschaffung erfolgte durch Gottes Allmacht aus dem Nichts. In nicht leicht zu verstehender Sprache beschäftigt sich Hugo mit der Möglichkeit der Erkenntnis Gottes durch den Menschen, ebenso mit dem Problem der Trinität und der Erschaffung der Engel. Ein wichtiges Problem in diesem Zusammenhang ist die Entstehung des Bösen, das mit dem freien Willen zusammenhängt. In komplizierter Sprache wird über das Geheimnis der Empfängnis der Jungfrau Maria durch den Heiligen Geist nachgedacht, ein Hinweis darauf, wie schwierig das menschliche Begreifen dafür ist. Ähnlich schwierig ist es für den menschlichen Geist nachzuvollziehen, wie das Verhältnis der zweiten göttlichen Person zur menschlichen Natur Jesu Christi ist.

Ausführlich behandelt Hugo die einzelnen sieben Stufen zum Priestertum samt den dazugehörenden liturgischen Gewändern. Im Detail werden die Zeremonien einer Kirchweihe geschildert, ebenso der Aufbau der heiligen Messe samt den dazugehörenden Gebeten, die von den jeweiligen Päpsten im Verlaufe der Zeit eingefügt worden sind. Hugo von Sankt Viktor versucht mit Scharfsinn und grosser Sorgfalt, alle theologischen Probleme durchzudenken, die sonst die menschliche Vorstellungskraft übersteigen.

Die ausführliche Bibliographie enthält alle Quellen und Studien, die sich mit der Philosophie und der Theologie dieses mittelalterlichen Gelehrten beschäftigen.

Zitierweise:
Alois Steiner: Rezension zu: Hugo von Sankt Viktor, Über die Heiligtümer des christlichen Glaubens. Übersetzung von Peter Knauer SJ. Einleitung, Apparat, Bibliographie und Register von Rainer Berndt SJ, Münster, Aschendorff Verlag, 2010. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 104, 2010, S. 464-465.

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